Camping: Ein Urlaub für alle?

Camping mit Handicap – nach einem Bericht von Matti Gerstenlauer

Camping verbindet Natur, Freiheit und Abenteuer – doch für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ist dieser Urlaub oft mit Hindernissen verbunden. Maria-Lydia Dahms, Heilerziehungspflegerin bei der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück (HHO), arbeitet täglich mit Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und weiß, wo die Fallstricke liegen.

Die ersten Hürden beginnen oft schon bei der Urlaubsplanung. Unebene Wege, enge und vollgestellte Sanitäranlagen können das Camping unpraktisch machen. Laut Dahms müssen Campingplätze barrierefreie Stellplätze mit „ordentlichen, ebenen Wegen, gut zugänglichen Sanitäranlagen und Aufenthaltsbereichen“ bieten, in denen man sich mit Rollstuhl oder Gehhilfe frei bewegen kann.

Die Suche nach barrierefreien Campingplätzen ist oft enttäuschend. Viele Apps sind nicht auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen ausgelegt. Bewertungen anderer Camper sind unverzichtbar, um verlässliche Informationen zu erhalten.

Hilfsmittel können das Campen für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung deutlich angenehmer machen. Mobile Haltegriffe mit Saugnapf, die in Sanitäranlagen angebracht werden können, sind super praktisch. Eine Rampe kann nicht nur Rollstuhlfahrern, sondern auch Familien mit Kinderwagen oder älteren Menschen helfen.

Kommunikationstafeln mit Symbolen und geschultes Personal sind die einfachste Möglichkeit, um Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen zu unterstützen. Einmal angekommen, kann auch der eigene Camper zum Problem werden. Es ist grundsätzlich möglich, einen Camper oder ein Wohnmobil barrierefrei umzubauen, doch es ist nicht einfach.

Campingplatzbetreiber spielen eine Schlüsselrolle bei der Barrierefreiheit. Klare Informationen auf der Website und durchdachte Buchungssysteme sind essenziell. Zertifizierungen wie „Reisen für Alle“ können helfen, doch sie brauchen Zeit, Geld und Engagement.

Maria-Lydia Dahms ermutigt Unentschlossene, einfach mal loszufahren. Es muss nicht perfekt sein, aber es kann richtig schön werden. Sie empfiehlt, erstmal klein anzufangen mit einem Kurztrip in der Nähe, um Camping auszuprobieren. Barrierefreies Camping braucht Engagement von Betreibern, verlässliche Informationen und Hilfsmittel und eine Menge Mut. Doch es lohnt sich: Es geht nicht nur um Barrierefreiheit im engeren Sinn, sondern um mehr Komfort und Zugänglichkeit für alle.